Patente mit Kultstatus: das D-Pad
Über diese Artikelreihe
Hinter jedem Patent steckt eine Geschichte – und in dieser Artikelreihe möchte ich einige besonders bekannte vorstellen. Erfindungen, die für Aufsehen gesorgt und einen regelrechten Kultstatus erlangt haben. Auch auf die Erfinder und Anmelder dieser Patente werde ich eingehen.
Auch wenn der Begriff D-Pad zunächst unbekannt klingt – Sie haben vermutlich schon einmal eines genutzt. Das „Directional Pad“, so der volle Name, wurde urspünglich für die Bedienung von Videospielen entwickelt, kommt heute aber bei verschiedensten Geräten zum Einsatz, z.B. TV-Fernbedienungen, Mobiltelefonen, oder wissenschaftlichen Taschenrechnern. Es handelt sich um ein flaches, zumeist mit dem linken Daumen zu bedienendes Steuerelement in Form eines Pluszeichens, das die einfache Eingabe der vier Grundrichtungen links/rechts und oben/unten ermöglicht. Meistens sind weit mehr als nur diese vier Richtungen möglich, z.B. die Eingabe von „links-oben“. Heutige D-Pads sind nicht selten feinfühlig genug für die Eingabe von bis zu 16 verschiedenen Richtungen.
Vor der Erfindung des D-Pads erfolgte die Eingabe solcher Richtungsangaben über einzelne Buttons (einen für jede Richtung), oder auch über sog. Joysticks. Letztere kommen auch heute unverändert zum Einsatz und bieten eine höhere Präzision (d.h. weit mehr als die vorgenannten 16 Richtungen), sind aber nicht so kompakt und haben außerdem den großen Nachteil, dass sie nicht so einfach zu bedienen sind – denn statt nur dem Daumen werden mehrere Finger oder die komplette Hand benötigt.
Das US-Patent für das D-Pad wurde 1985 vom Unterhaltungselektronik-Konzern Nintendo eingereicht. Erfinder war niemand geringerer als der in Branchenkreisen sagenumwitterte Gunpei Yokoi, besonders bekannt auch für seine maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des „Game Boy“.
Mit dem Patent erhielt Nintendo für 20 Jahre die exklusiven Nutzungsrechte. Dies zwang die Konkurrenz, wie z.B. Sony oder Microsoft, bei ihren Produkten zu alternativen Herangehensweisen, so wurde z.B. statt der Pluszeichen-Form ein kreisförmiges Steuerelement eingesetzt. Kaum lief das Patent 2005 aus, wurden diese Notlösungen aber sofort durch die nun frei verfügbare D-Pad-Technik ersetzt.
Rückblickend gibt es wohl in der an Innovationen sicherlich nicht armen Unterhaltungselektronik-Branche wenige Patente, die einen solchen Kultstatus erreicht haben, wie das D-Pad. Auch wenn heute verschiedenste Steuermethoden zum Einsatz kommen, hat es die Welt der Videospiele revolutioniert und auch abseits von Spielen und Unterhaltung maßgeblich beeinflusst, wie die ja in verschiedensten Einsatzszenarien benötigte Richtungseingabe benutzerfreundlich erfolgen kann.
Weihnachten steht vor der Tür, und mit diesem Artikel passend zum Thema Spielzeug und Unterhaltung möchte ich Ihnen ein Frohes Fest, geruhsame Feiertage, und einen guten Start ins Neue Jahr wünschen. Ich würde mich freuen, Sie 2018 wieder hier begrüßen zu dürfen! Hermann Stainer